Zähringer Abend der Jedermänner am 7. Oktober 2016 in Weilheim an der Teck.
In einer „neuen schlechten Welt“ in der einem Fremde, Andersdenkende und Nachbarn als suspekt und abzulehnend vorkommen, ist es schön zu erfahren, dass die Weilheimer als Nachfolger der hochadeligen Zähringer den Staufervorfahren aus Hattenhofen und Umgebung ihr böses Handeln vor 938 Jahren heute verziehen haben. Die marodierenden königlichen Truppen trieben nämlich den berühmten Weilheimer Sohn Bertold den Ersten auf seiner von ihm erbauten Limburg 1078 vor Gram in den Tod, nachdem er die Zerstörung seines Herzogtums mit ansehen musste. Er hatte beim Investiturstreit 1076 mit Herzog Rudolf von Schwaben als Gegenkönig auf das falsche Pferd gesetzt. Denn der geächtete Salier Heinrich der Vierte wurde nach seinem Gang nach Canossa von Papst Gregor dem Siebten für seine Aufsässigkeit gegen das Kirchenoberhaupt begnadigt und rächte sich als wiederernannter König fürchterlich.
Dies und vieles mehr erfuhr die traditionell kunst- und kulturinteressierte Sportgruppe der Jedermänner des TSGV Hattenhofen mit ihren Partnerinnen am Zähringer Abend bei der Führung von Elisabeth Bosch durch die beneidenswert schöne und 769 erstmals erwähnte 10 000-Einwohner-Stadt an der Teck. Die Jedermänner fuhren bei ihren Radtouren schon oft an den bestens renovierten und wunderschönen Jahrhunderte alten Gebäuden der Geburtsstadt von „Jedermannsfrau“ und Mitorganisatorin Sonja Jauß vorbei. Nun hatte die Gruppe endlich Gelegenheit die Kostbarkeiten wie das Kapuzinerhaus, Bürgerhaus, Rathaus und die 1489 im spätgotischen Stil wieder neu errichtete Peterskirche zu besichtigen. Nahtlos vom kalten Weilheim in die fast so kalte Zähringer Schlossscheuer verlief der kulturelle Übergang, denn es empfing uns „auferstanden“ Bertold der Erste mit dem Barte, alias Günther Bosch ohne Bart. Geistreich und informativ plauderte er witzig zur Weilheimer Geschichte auch mit den fünf Bertold-Herzögen und dem einen namens Konrad der Erste aus dem Geschlecht der Zähringer.
„Egal ob weißer oder roter Wein, Hauptsach von der Limburg muss er sein“, war die Ankündigung von Hobby-Winzer Rainer Bauer. Und das auch von Wengerts mit nur 5 Ar Anbaufläche. Er verstand es mit viel Sachverstand die Vorteile der Neuffener Weine aus der Genossenschaft von dem mit 526 Metern angeblich höchsten Weinberg Deutschlands bei der Weinprobe mit Zähringer Vesperteller auch in die Tat umzusetzen. Spätestens jetzt waren „die Staufer“ mit „den Zähringer“ total im Einklang. Nur schade, dass der sehr empfehlenswerte Besuch von Weilheim an der Teck – warum nicht Weilheim unter Limburg? – bedingt durch den Linienbus schon um 23 Uhr sein Ende fand.
Die Jedermänner bedanken sich bei den Organisatoren Siegfried und Sonja Jauß,
beim Aufräumteam und bei Renate und Armin Vollmer für die “Brotspende“
Dietmar Klotz